Handwerksberufe sind gewerbliche Tätigkeiten. Bei diesen Tätigkeiten werden Erzeugnisse auf Bestellung erstellt oder auch Dienstleistungen erbracht. Traditionell handelt es sich bei den Produkten und Dienstleistungen um individuelle Anfertigungen, die einer industriellen Fertigung entgegenstehen. Allerdings werden die Berufsbilder des Handwerks vermehrt in der Industrie eingesetzt. Deshalb verschwimmen die Grenzen zwischen dem Handwerk und der Industrie immer mehr.
Das Handwerk hat eine lange Tradition und stellt die ursprünglichsten Berufe dar. In früheren Jahren waren die Handwerker von einem niederen Stand. Sie sind allerdings maßgeblich an der Entstehung von Städten beteiligt. An Wegkreuzungen bauten sie häufig ihre Werkstätten auf und standen für die Passanten zur Verfügung. Aus diesen Marktflecken entstanden dann Siedlungen und Städte. Die Handwerkskunst wurde dabei von den Vorfahren an die Nachkommen weitergegeben. Später wurden die Kinder dann zu befreundeten Handwerkern geschickt, damit eine Weiterentwicklung stattfinden konnte. Mit den Städten änderten sich dann die Umstände. Heute werden die Fertigkeiten nicht mehr an die Nachfolger weitergegeben. Vielmehr kann jeder einen Beruf erlernen und damit einen Gesellenbrief, später dann einen Meisterbrief erwerben.
In Deutschland sind derzeit mehr als 40 Handwerksberufe zulassungspflichtig. Darüber hinaus sind über 50 zulassungsfreie und nochmals knapp 60 handwerksähnliche Berufe vorhanden. Die Einteilung in diese Kategorien definiert sich durch eine Liste, in der die Berufe aufgeführt werden. Sie sind alle durch bestimmte Merkmale gekennzeichnet. So müssen die Tätigkeiten mit Werkzeugen ausgeführt werden. Zugleich muss die Herstellung überwiegend oder traditionell mit der Hand erfolgen. Die individuelle Fertigung steht hierbei noch immer im Mittelpunkt der Tätigkeit. Allerdings finden zunehmend Berufe Interesse, die speziell in der Industrie gebraucht werden. So müssen beispielsweise Formen für Spritzguß gebaut werden. Auch die Verschalungen für Fertigbauten aus Beton werden in letzter Konsequenz von Handwerkern gebaut. Obwohl die Absicht die industrielle Massenproduktion ist, handelt es sich dennoch um individuell angefertigte Produkte.
Einige Handwerksberufe sind inzwischen so technisiert, dass zwar noch die Grundlagen während der Ausbildung erlernt werden – allerdings werden sie in der Praxis kaum noch oder sogar gar nicht mehr angewendet. Gerade im Bereich der Automobilreparaturen ist dies zu beobachten. Die Mechaniker erlernen zwar noch, wie ein Fahrzeug gebaut wird – weshalb sie auch Feilen lernen. Doch in der Praxis ist dies zu teuer, so dass einfach die Teile ausgetauscht werden. Auch die Diagnose der Fehler wird zunehmend durch einen Computer vorgenommen. Deshalb wurde der Beruf vor einigen Jahren durch den Mechatroniker ersetzt. Hiermit wurde versucht, die Ausbildung auf die Technisierung anzupassen.
Handwerksberufe verfügen in der Regel über eine dreijährige Ausbildungszeit, die im dualen System durchlaufen wird. Bei den meisten Berufen wird eine Zwischenprüfung abgelegt. Neben der Ausbildung im Betrieb wird auch die theoretische Ausbildung in einer Berufsschule absolviert. Für den Gesellenbrief müssen sowohl die theoretischen Prüfungen wie auch die praktischen Prüfungen bestanden werden.
Hier hat sich in der Vergangenheit eine Änderung ergeben. Viele Handwerksberufe bieten die Möglichkeit, nach der Zwischenprüfung bereits über einen Berufsabschluss zu verfügen. Hierbei handelt es sich um einen Hilfsberuf. Diese Berufe sind auf die praktischen Tätigkeiten ausgelegt und haben daher verminderte theoretische Anforderungen. Mit diesem Vorgehen sollte vor allem Menschen eine Möglichkeit gegeben werden, einen Beruf zu erlernen, obwohl die theoretischen Inhalte nicht ausreichend erlernt werden können.